Die zwei Gesichter der Jade

Statt mit dem Auto weg zu fahren, wollen wir auf der Jade paddeln. Und zwar von Wapelersersiel, die etwa 8km, bis zum Campingplatz bei Nordbollenhagen. Thorstens Boot ist ein K2 Intex für (damals bei Action) 80€ und wiegt ca 15kg. Mein Boot ist ein 4,5 kg Packraft von MRS und deutlich teurer. Ich hatte ein ähnliches Modell wie Thorsten, habe es aber verkauft, weil es mir für längere Touren zu schwerfällig war. Nun stehen uns, für eine gemeinsame Tour, nur diese Boote zur Auswahl, und es bietet sich ein Vergleich an.

Am Samstag ist es etwas stürmisch auf der Jade. Wir rollen abschnittsweise auf den Wellen wie von selbst vorwärts. Andere Kanuten, die uns entgegen kommen, ächzen aufgrund des Gegenwindes vernehmlich. Mein Boot hat eine Spritzdecke und ein sehr leichtes Paddel. Thorsten beginnt schon nach kurzer Zeit im Wasser an seinem zu basteln. Teile des Paddels werden gelöst und auf jede erdenkliche Art neu zusammen gesteckt. Er fährt mit einer langen Balancestange, dann wieder schüppt er, mit der kurzen Paddel-Version, Wasser ins Boot (keine Spritzdecke). Es dauert nicht lang, da ist er ein wenig frustriert. Ich ebenso, da mein Kajak leicht durchs Wasser gleitet und ich eigentlich Lust habe fliessend vorwärts zu kommen. Statt dessen ruft er mir zu gelassener zu fahren. Ich warte also am Rand und unterhalte mich mit den Kühen auf der Weide bis er auftaucht.

Nach ungefähr 4km gibt es einen Pausen-Stop für die Wassersportler, mit Tischen und Bänken. Am Wochenende sind die gut besucht, aber als wir ankommen ist gerade niemand da. Wir packen den Gaskocher aus um gemütlich ein Tässchen Kaffee zu trinken und in die Sonne zu blinzeln. Leider fehlt das Feuerzeug um den Kocher in Gang zu bringen. Thorsten gibt nicht auf und versucht, auf die “Bushcraft” Art, mit seiner Lesebrille ein paar Halme zum glühen zu bringen. Pustekuchen, bzw trockene Kekse, statt Kaffee.

Dann allerdings nähert sich eine Dschunke, und die haben tatsächlich ein Feuerzeug auf Tasche. Nach ca 2,5 Stunden erreichen wir den Campingplatz.- Die Strecke ist übrigens, gerade im zweiten Teil, sehr schön. Da gibt es ein paar Häuser am Wasser und dementsprechendes Gerät, ua ein scheinbar stillgelegetes Tretboot.-

Wir krabbeln an Land, ich topfit, Thorsten etwas abgehalftert. Der Platz ist sehr gepflegt und bietet nette Ecken, mit Hängematte oder Liegestuhl, für den Rückzug. An der Anmeldung werden die Corona Tests gecheckt, um 18.00 Uhr sind wir zum Abendessen eingetragen. An der Zeit ist nichts zu rütteln, und so streiche ich meine vorgesehene Schwimm-Exkursion in der Jade.

Wer es gesellig mag, bleibt im Restaurantbereich sitzen und probiert das Hohensteiner Bier. Leider gibt es keinen Proviant vor Ort (es sei denn man kommt gut mit Chips und Dosen aus) und auch kein Frühstück. Der nächste Shop ist in Jaderberg, 5km entfernt. Ich mache mir Sorgen um meine Kräfte für die Rückfahrt. Wir begutachten noch die Ape des Nachbarn, mit Dachzelt obenauf. Der Herr war mit seinem Mobil unterwegs, als er den Campingplatz entdeckte. Kurzerhand informierte er seine Frau, dass er heute Abend nicht nach Hause kommt. Danach bewegen wir uns bald in Richtung eigenes Bett.

Unser Zelt ist klein, und so muss das meiste Gepäck die Nacht im Boot verbringen. Aber selbst der Schlaf kann schwierig werden. Meine Isomatte ist eine kälteisolierende Thermarest, Thorsten liegt auf einem unbekannten Objekt, welches sich zwar wesentlich dicker aufblasen lässt, aber keine Kammern hat. Das Resultat ist, dass er, wie auf einem Wasserbett, herumrutscht und nach einigem Gewühle die Luft, bis auf wenige Reste, heraus lässt. Zum Glück ist er härter im nehmen als ich und döst bald ein.

Am Morgen trinken wir endlos “fix und fertig” Tütenkaffee, dann gehts an die Rückreise. Thorsten bastelt wieder am Fahrkomfort, diesmal mit kurzem Ruder und dem Sitz in hinterster Position. Ich glaube er wechselt die Kombination in der ersten Stunde vier Mal. Irgendwann lasse ich mich, mit den Füßen im Wasser, treiben und warte einfach ab.

Fazit: Zwei so unterschiedliche Boote verlangen etwas Nerven von den Teilnehmern. Wer gern sportlich unterwegs ist, muss von der Idee absehen durch den Fluss zu düsen. Wir haben den Test gemacht: 6-7km/h sind mit dem MRS gut machbar, während das Intex ganz schön schwerfällig wird, es aber, mit dem entsprechenden Kraftaufwand, kurzzeitig auch schafft. Ein guter Schlaf tut Wunder, also nicht sparen an der Isomatte. Und, für alle Fälle, ein paar Müsliriegel einstecken die den ernsten Hungeranfall übertünchen.

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