In bester Lage, mitten in der Nordenhamer Innenstadt stehen viele Läden leer. Nachdem auch Viola Buller ihr Modegeschäft geschlossen hat, klafft in der Marktpassage ein weiteres Loch. Im Einzelhandel jagt eine Insolvenz die nächste.
Der Leerstand in Nordenham ist schon lange nicht mehr zu übersehen. Die Innenstadt ist an vielen Tagen fast menschenleer. „Der Einzelhandel ist in der ganzen Wesermarsch eine Katastrophe. Die Leute trauen sich nicht mehr, sich selbstständig zu machen“, sagt Alaa El Rayess. Der Mann ist einer der Geschäftsführer von Heimelig Immobilien. Das Haus an der Hafenstraße/Ecke Friedrich-Ebert-Straße gehört der Firma. Seit das Handy-Stübchen die rund 70 Quadratmeter mit einem Laden in der Bahnhofstraße getauscht hat, stehen die Räume leer.
Eine Zwischennutzung ist aufwendig
Was auch immer sich hinter den Türen des Café Dadas abspielte, es ist vorbei. Gegenüber liegt die Spielhalle der Kette Admiral. Dort gingen die Lichter der Automaten im August 2022 aus. Vielleicht ein Opfer der Corona-Pandemie. Die ADMIRAL Entertainment Holding Germany hat ihren Firmensitz in Pfullendorf. Bundesweit gehören ihr über 430 Spielhallen. Von Pfullendorf hat in Nordenham kaum je einer gehört. Auskunft über die Pläne für das Geschäft gibt es nicht. Bei der Firma ist niemand zu Hause.
Ein paar Schritte weiter in der Fußgängerzone konnte man lange Zeit hinter großen Schaufenstern sehen, wie sich Orientteppiche in Staub auflösen. Nun sind die Scheiben verklebt. Ein Nachfolger für den Handel wurde nicht gefunden. Lohnt sich der Leerstand mehr als die Suche nach einem Mieter? Manche Eigentümer setzen auf Zeit und hoffen, dass sich der Richtigen für ihren Laden meldet. Eine Zwischennutzung, beispielsweise für temporäre Ausstellungen, ist mit großem organisatorischem Aufwand verbunden. Für weitere Ketten ist Nordenham zu klein. Eine Zwickmühle.
Weg aus der Fußgängerzone
Rund um den Peterlee-Platz sieht es nicht besser aus. Das Kosmetikstudio La Piel ist in die Atenser Allee gezogen. Die Inhaberin, Sylwia Piel sagt, die Gründe dafür waren Platzmangel, zu wenig Straßenkundschaft und eine Heizung, die immer wieder muckte.
Die Kosmetikerin überlegte zunächst, die Räume der auf der Ecke gelegenen Pommes Bude anzumieten und ihr Geschäft so zu erweitern. Doch der Eigentümer lehnte den notwendigen Durchbruch ab. Sylwia Piel zog einen Schlussstrich und aus der toten Ecke in die Atenser Allee um. Das Sportstudio Easy Fit und Revolution Tattoo halten die Stellung.
Neben der Zahnarztpraxis Hellwig befanden sich einmal ein Modegeschäft, die Musikkneipe Charlys und bis vor kurzem die Arko-Filiale. Dort wird nun gebaut. Es soll ein vietnamesischer Imbiss entstehen. Die Billig-Discounter KiK und TEDi gegenüber bilden ein stabiles Gegengewicht.
Das Stadtcafé, die Buchhandlung Bestenbostel und McPaper verschwinden gerade hinter einem Gerüst. Hier finden Reparaturarbeiten an der Fassade und dem Dach statt. Hoffnung für das Gebäude der CommerzbankIm Fenster der ehemaligen Commerzbank hängen Schilder der Immobilienanbieter Nordinwest und Novlis Real Estate. Auf Nachfrage antwortet ein Mitarbeiter von Nordinwest, dass man sich aktuell in Vertragsverhandlungen mit Mietern für die Gewerbefläche im Erdgeschoss befände. Weitere Informationen könnten nicht zur Verfügung gestellt werden. Aber man hoffe, dass der Leerstand an dieser Stelle bald Vergangenheit ist.
Unter der angegebenen Nummer von Novlis ist niemand zu erreichen. Im Internet findet sich eine andere Nummer, doch dort meldet sich nicht Novlis, sondern ein Anrufbeantworter mit einem anderen Namen und der Bitte eine Nachricht zu hinterlassen. Ein Rückruf erfolgt nicht.
Einzelhändler im Stress
Nicht viel besser sieht es in der Bahnhofstraße aus. Zwar begrüßt den Ankommenden an der Ecke zur Müllerstraße noch das Millennium auf ein Bier, doch danach ist nicht mehr viel los. Tac Osman, im Juni des vergangenen Jahres von Sedat Yildiz eröffnet, schloss nach wenigen Monaten wieder. Kein Schild weist auf Zukunftspläne hin. Die Häuser der Bahnhofstraße 5 und 7 verfallen langsam. Drinnen stehen die verstaubten Tische und Stühle des früheren Restaurants.
Der nächste Straßenabschnitt beginnt mit Sidars Barbershop, dann folgt Leerstand. Im City Kiosk nebenan, gibt es für die Nutzer von Wasserpfeifen fast alles und sonst nichts zu kaufen.
An der Tür zum ehemaligen Restaurant Basilico, mit der Unglücksnummer 13, klebt seit Jahresbeginn die Information, dass der Laden aus gesundheitlichen Gründen ab dem 8. Februar vorübergehend geschlossen ist. Man kann davon ausgehen, dass aus dem zeitlich begrenzten ein dauerhafter Zustand geworden ist.
In der Bahnhofstraße 19 gab es mal einen Sonderpostenverkauf. Auch die Hauptfiliale in der Midgardstraße ist geschlossen. Auf telefonische Nachfrage sagt der Betreiber, er habe kein Geld für die Renovierung. „Ich bin im Stress“, sagt er und legt auf. Einzelhändler sowie Eigentümer von Immobilien sitzen anscheinend im selben Boot.