(erschienen am Samstag, 5. Juli 25)
Wandern ist ein beliebtes Hobby. Die Bewegung an der frischen Luft tut dem Kreislauf gut. Der Nordenhamer Kevin Völlers lief am letzten Juni-Wochenende 100 Kilometer in 18.06 Stunden. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 5,5 Kilometer pro Stunde. Er war nicht der einzige – beim Megamarsch Weserbergland waren 921 Leute am Start, aber nur 528 erreichten das Ziel.
Die Strecke führt von Rinteln durch Auenlandschaften, entlang der Weser, durch Hameln, hoch in die westlichen Berge des Süntels und zurück nach Rinteln. Bereits früh erreicht der Weg eine Steigung von 19 Prozent. Mit seinem zwölf Kilogramm schweren Rucksack läuft Kevin Völlers über Schotterwege, durch Wiesen und Felder. Ab Kilometer 66 geht es in 1200 Metern Höhe bergauf und bergab. „Ich hatte auf der Hälfte der Strecke schon Blasen an den Füßen. Da habe ich kurz überlegt, ob ich weitermachen soll“, sagt der 47-Jährige. Er zieht durch.
Verwandtschaft und Freunde fiebern mit, wenn er seine Märsche macht
Verwandte und Freunde schicken ihm währenddessen WhatsApp Nachrichten: Super! Du schaffst das. – An den Verpflegungsposten macht er zehn, 15 Minuten Pause. „Nicht länger, sonst wird das erneute Anlaufen schwer“, sagt er.
Sein Essen besteht aus Bananen, Magnesiumpulver, geschmierten Broten. Neben Wasser ist Cola bei den Extremwanderungen besonders beliebt, die baut den Kreislauf auf. Die Sonne brennt. Am Ende des Weges wird Kevin Völlers sieben Liter Wasser getrunken haben.
In der Nacht führt die Wanderung durch Wälder – vor sich sieht er die Stirnlampen der anderen Teilnehmer. Es ist kein Wettkampf, aber sein Ehrgeiz ist, sie zu überholen. Er bewegt sich „wie in einem Tunnel“, die Landschaft zieht fast unbemerkt vorbei.
Braucht einer der Wanderer ein Pflaster oder einen Power-Riegel, helfen sie sich gegenseitig aus. Im Notfall springen die Rettungsassistenten ein. Die Plakate am Wegesrand zeigen die erreichte Kilometerzahl – 70, 80, dann 90. Das Ziel rückt in greifbare Nähe.
„Man kann vor Erschöpfung kaum noch reden“, beschreibt er die Situation. Die letzten Meter führen durch die Fußgängerzone in Rinteln. Entgegenkommende Menschen klatschen Beifall, am Ziel jubeln die Zuschauer. Er ruht sich kurz aus, trinkt ein Finisher-Bier und meldet sich noch vor Ort für die nächste Tour an. In drei Wochen steht der 24 Stunden-Trophy Wandermarathon in Wernigerode an. Dann gewinnt die Müdigkeit.

Jeden Tag läuft er durchschnittlich 28.000 Schritte
Kevin Völlers begann 2024 mit dem Extremwandern. Auf YouTube sieht er sich die Berichte anderer Wanderer an und wird „vom Fieber gepackt“. Er ist fit. Durch seinen Beruf als Gebäudereiniger bei Felske steigt er täglich Leitern auf und ab. Außerdem fährt er viel Fahrrad.
2024 nimmt er an vier Märschen teil. In diesem Jahr waren es schon drei. Beim 100-Kilometer-Marsch in Hamburg im April ist es bitterkalt. Das Essen an den Verpflegungsposten ist gefroren, die Füße blutig gelaufen. „Ein Dank an meinen Chef, dass er mir nach so einem Trip erlaubt, ein, zwei Tage länger freizunehmen“, sagt er.
Täglich macht der Nordenhamer durchschnittlich 28.000 Schritte. Seit dem 1. Januar sind es bereits über 5 Millionen. 2026 will sich Kevin Völlers der Herausforderung stellen 171 Kilometer in 48 Stunden beim Kölnpfad zu laufen. Seine letzte Wanderung in diesem Jahr wird im Oktober die 65-Kilometer-Distanz beim WeserMarsch sein. „Danach dürfen die Füße Urlaub machen“, sagt er.