Hoho ho…Die Corona Maßnahmen zwingen mich zu weiterer Freizeit.
Das Projekt habe ich von A.Humphreys geklaut, der hat es von xy geklaut, die haben es von…etc
Wie funktioniert das Projekt?
2-3 Stunden herumstreunen, bei Wind und Wetter. Einzige Vorgabe: Ein abgestecktes Stück Land, ein Planquadrat einer 1:25 000 Wanderkarte. In meinem Fall Nr 2516/Nordenham, erstellt vom Landesverband für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen. Kurz LGNL. Dazu den Zufallsgenerator anschalten, zwei Zahlen von eins bis elf ausspucken lassen (die Karte hat 11×11 Quadrate), und dem Gebiet zuordnen, heisst die obere Reihe abzählen, dann die seitliche, und in der Schnittstelle zusammenführen. Voila. Das ist das Quadrat des Tages welches es zu erkunden gilt.
Was kannst Du damit anfangen? (s.Verirren)
Die Posts sollen eine Anregung sein sich umzusehen. Bei speziellem Interesse an einer Gegend hat, könnt ihr am Ende des Posts zum anschliessenden PQ klicken. So weit ich sie bewandert habe, sind sie verlinkt. Dadurch ergibt sich ein bunter Teppich an Eindrücken.
1. Planquadrat UTM 60/25, 29.11. Start 9.04-11.45 Uhr
Peinlich genau gleiche ich die Karte mit der Realität ab. Zuhause sah 61/27 etwas trist aus. Eine von Bäumen gesäumte Straße mit je einem größeren Gebäude am Anfang und am Ende, gesäumt von Feldern. Vor Ort beginnt das Ganze allerdings die Form eines verlassenen Bauernhofes anzunehmen. Ausgezeichnet!
Kinderspielzeug und Werkzeug. Zeug wohin das Auge blickt. Es ist still und dunkel. Mir gruselt es etwas, im Stall stehen Kühe, es muss jemand ab und an vorbei schauen. Plötzlich summt mein Handy. Eine Sprachnachricht von Unbekannt auf Whats App. Im Profilbild…ein Bauernhof! Für einen Moment glaube ich einem neuen Überwachungssystem auf den Leim gegangen zu sein. Ich lasse die Sprachnachricht ablaufen. Sie stellt sich als Mitteilung eines Bekannten heraus der zufällig auch Milchbauer ist…
In einem Seitengebäude brennt Licht. Ich gehe vorbei an alten Stallanlagen und in die Jahre gekommenen Maschinen. Am Ende des Raumes ist eine Holztür mit einem Metallriegel. Durch das Schlüsselloch fällt Licht. Ich bewege langsam den Hebel und blicke auf mehrere Paar Holzschuhe in einem Hausflur. Das sieht mir gar nicht mehr unbewohnt aus! Ich schliesse die Tür, drehe auf dem Absatz und trete schleunigst den Rückzug an.
Jetzt wandere ich auf der einzigen Straße die mein Planquadrat beeinhaltet. Ich folge einem ausgetrockneten Bachlauf bis zu einem Baumhaus. Wenig später schallt Lachen herüber, und ich erkenne in der Ferne einen Reiter in vollem Galopp auf den Rauhreif besetzten Feldern. Die Luft ist einmalig. Ich beneide die Beiden irgendwie.
Zwischenzeitlich denke ich darüber nach zum Bauernhof zurück zu gehen und an der Haustür zu klingeln. Mich würde interessieren wie es zu dem Verfall der vorderen Gebäude gekommen ist, welche Geschichte dahinter steckt. Aber dann ist es mir zu erzwungen, der Kontakt. Schliesslich geht es ums Entdecken, Finden. Diesen Konflikt werde ich wohl häufiger haben. Mein Ziel ist eigentlich eine eigene innere Landkarte zu erstellen, durch das Kennenlernen der „Quadrate“ die Wirklichkeit werden.
Nachsatz: Die wirtschaftliche Lage der Bauern in der nördlichen Wesermarsch ist alles andere als rosig. Auch wenn die Kinder Lust haben den Hof zu übernehmen, ist fraglich, ob sie bei den gezahlten Preisen für Milch und Fleisch mit den Billigimporten konkurrieren können. „Butenland“, die Dokumentation über das „Kuh-Altersheim“ eines Bauern in Butjadingen (lief im Kino 2019) hat diese Misere dargestellt. Die Verzweiflung Milchquoten einzuhalten, zwingt die Bauern zu einer Landwirtschaft, die wenig mit Lebensqualität und Tierwohl zu tun hat.
Hier gehts weiter in der Gegend und mit den Bauern in der Wesermarsch.