Sparen Sie sich Netflix und Co. Die Nachrichten dieser Welt übertreffen alle Erwartungen. Drei Beiträge aus der Kolumne „Moin“ zum aktuellen Geschehen rund um Trumps Inauguration und die bevorstehenden Wahlen in Deutschland (Januar 2025).
Jahrmarkt der Eitelkeiten
Während ich angeschlagen zu Hause auf dem Sofa lag, studierte ich die Schlagzeilen. An Musk und Weidel kam ich nicht vorbei. Meiner Gesundheit hat das nicht geholfen. Hitler war also Kommunist. Und hatte ganz großartige Ideen, die nur etwas aus dem Ruder gelaufen sind. Dabei ist Alice Weidel lesbisch und mit der in Sri Lanka geborenen Filmemacherin Sarah Bossard verheiratet. Gemeinsam ziehen sie die leiblichen Kinder von Bossard groß. Diese Kombi wäre im Dritten Reich nicht durchgegangen.
Aber auch Musk steckt nicht zurück. Eins seiner Kinder ist eine Transfrau, das Verhältnis zu ihr nicht das beste. Der Mann ist aber generell an einer Familienzusammenführung interessiert. Er hat gerade ein 14‘400 Quadratmeter Anwesen in Austin/Texas erworben. Dort sollen seine zwei Ex-Partnerinnen inklusive der insgesamt elf gemeinsamen Kinder von drei Frauen in angrenzenden Unterkünften wohnen. Dass Musk, bei allem Respekt, nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, muss hier nicht betont werden.
Einer seiner Söhne heißt X AE A-XII. Rufname? „X“. Die gleichnamige Plattform des Tech-Milliardärs wurde, zum Glück für das Kind, nachträglich gegründet. Eine Tochter wurde zunächst Exa Dark Sideræl gerufen. Bevor das Kind laufen lernen konnte, entschieden die Eltern den Namen in „Y“ zu ändern. Der Bruder von X und Y bekam den Namen Techno Mechanicus. Ist das nun Kunst oder kann der weg?
Bei Alice Weidel müssen im Live-Gespräch mit Musk jedenfalls die Funken geflogen sein vor lauter Möglichkeiten, die Welt neu zu gestalten. Wenn er seine Fantasien wahr macht, könnte es in wenigen Jahren gemeinsam zum Mars gehen. Bye, bye und bitte kommt nicht zurück!
Gesten der Macht
Ich bin zum Krimi-Dinner eingeladen worden. Zu den Vorbereitungen gehört die Wahl eines Charakters und der dazugehörigen Staffage. Meine Wahl fiel auf Heather Hurtfull, ihres Zeichens Schauspielerin, fieses Mädchen und völlig eingebildet. Sie ist aufgetakelt und trägt Perlenkette zu wuschligem Haar. Die Rolle sollte mir nicht allzu schwerfallen.
Nicht, dass ich von Natur aus fies und eingebildet wäre. Aber derzeit mangelt es nicht an Vorbildern. Frauen, die an die Macht streben, barsch-blond-blasiert, gibt es reichlich. Gucken Sie nur nach Italien, in die USA und Deutschland. Der neue Prototyp fürs politische Krimi-Dinner rennt einem überall über den Weg.
Wir schreiben das Jahr 2025. Man wähnte bis vor kurzem die Menschheit als Krone der Schöpfung. Die Erde ist vermessen, man weiß einiges über Leben und Tod, will es aber irgendwie nicht wahrhaben. Während des gemeinsamen Essens sollen die Probleme der Welt gelöst werden. Heather Hurtfull sitzt Ego Nuts gegenüber. Der hat seine Rakete im Garten stationiert. So weit das Setting.
In Vorbereitung übe ich nun das Pokerface. Machthungrige Menschen (fies) zeigen wenig Mimik. Dazu mache ich vor dem Spiegel zackige, raumgreifende Bewegungen und bediene mich einer möglichst verwirrenden Argumentation – voilá, das Biest ist in seinem Element. Bis zum Dinner bleiben mir noch ein paar Wochen. Die Show wird sitzen, das garantiere ich. Hoffen wir, dass niemand zu Schaden kommt.
Alarmstufe: Rot
In diesen Tagen kommt man aus dem Staunen kaum heraus. Halle geht auf Sendung. Big Brother 2.0 grüsst seine Fans. Die klatschen frenetisch Beifall. Noch ahnen sie anscheinend nicht, was ihnen blüht.
In den USA gibt es bereits ernsthafte Probleme mit der neuen Regierung. Bischöfin Mariann Edgar Budde bittet Trump um Gnade gegenüber den Menschen, die ihm vertrauten. Der äußert sich gewohnt unberührt. Die Rede war „nicht gut“, so sein Kommentar – und fordert eine Entschuldigung. Derweil verzichtet eine begnadigte Kapitol-Stürmerin auf diese Geste. Die Aktion war ein Fehler, die Geschichte umschreiben will sie nicht. Sie klingt fast altmodisch.
Die Gefolgschaft des Präsidenten besteht größtenteils aus zwielichtigen Gestalten. Der Verteidigungsminister: Pete Hegseth, begleicht sexuelle Missbrauchsvorwürfe mit Geld. Tulsi Gabbard, Leiterin des Geheimdienstes, ist Agentin 00 (ohne Erfahrung). Der designierte Gesundheitsminister Robert F. Kennedy hat einen morbiden Humor. 2014 fand er eine Bärenleiche auf der Straße, lud sie in sein Auto und drapierte das tote Tier im Park. Und so geht es munter weiter.
Zurück nach Halle. Weidel juchzt: „Ich liebe euch alle.“ Die Sätze hat sie von Trump geklaut oder sie wurden ihr gerade eingegeben. Vielleicht hat sie schon den Chip im Kopf. Die Übersetzung vom Englischen ins Deutsche läuft jedenfalls fehlerlos. Deutschland als Klon der USA, ein Vasallenstaat, aus der Ferne dirigiert. Wenn es brenzlig wird, schaltet Musk den Bildschirm aus. Was geht ihn das Leben in Europa an? Eben. Es geht ihn nichts an.