Nordenham ist die Stadt am Ende der Bahnschienen, bevor es aufs weite Meer hinausgeht. Das flache Land tut das Übrige, um die Gedanken schweifen zu lassen.
Einkaufen gehörte noch nie zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Deshalb treibe ich mich währenddessen gern gedanklich woanders herum. Diesmal ist es der Wilde Westen.
Ich nehme die Satteltaschen von meinem Drahtesel und quere die Betonschneise zwischen Parkplatz und Aldi.
Die Sonne steht schon hoch, allerdings an einem wolkenverhangenen Himmel. Mit einem Pokerface betrete ich den Laden. Der Einkaufswagen rollt an Gemüse und Obst vorbei. Lässig lasse ich im nächsten Korridor Brot und Teebeutel hineinfallen.
In den Reihen der Non-Food-Artikel entdecke ich dreieckige Plastikbehälter in Melonen-Optik zum Einfrieren von Wasser.
Als der Sommer noch heiß zu werden versprach, wünschte ich mir oft auf der Veranda ein Eis genießen zu können. Ich lasse eine Packung in meinen Korb fallen. Dann schlendere ich ein wenig ziellos umher.
An der Kasse lädt eine Frau sechs Kartons, randvoll mit Tomaten, auf das Laufband. Sie siedelt wahrscheinlich im Hinterland und muss zu Hause einen Vorrat anlegen. Das Gewicht der Ware legt allerdings das Band lahm.
Die Frau nimmt die Tomaten wieder herunter. Der Dame an der Kasse fällt die Aufgabe zu, das Gemüse stückweise auf die Waage zu legen, um den Preis zu ermitteln. Würde ich rauchen, wäre das der Moment für eine Marlboro.
Als ein Mann mit breitkrempigem Cowboy-Hut den Laden betritt, geht mein Blick zu seinem Gürtel. Er trägt keinen Colt. Ich atme auf, packe meinen Proviant und kehre in den Alltag zurück. Der Cowboy kam übrigens mit dem Auto und nicht mit dem Pferd zum Discounter.