(erschienen am 25.Juli 23)
Lust auf eine kalte Cola mitten in der Nacht? Kioske und Läden sind schon zu, aber einer hat immer geöffnet: Der Automat. Aber welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um mit einem Automaten erfolgreich zu sein?
Spätestens seit der Corona-Krise gelten Automaten als sichere Einnahmequelle. Es gibt fast nichts, was nicht in einen Automaten passt. Attraktiv sind die Geräte auch für die Betreiber von Hofläden geworden. Statt Personal oder der Kasse des Vertrauen wartet immer öfter ein Automat auf Kundschaft.
Was kostet ein Automat eigentlich?
Wer sich fragt, ob sich die Anschaffung eines Automaten lohnt, der sollte ein paar Fakten kennen:Geräte gibt es für jeden Geschmack und für jede Hütte. Einen Kaugummi-Automaten bekommt man schon für 100 Euro, plus 65 Euro für die Füllung. Diese Variante hat keinen technischen Schnickschnack und kann problemlos etwa zum Blumensamen-Spender umfunktioniert werden. Wer allerdings sein Leben mit dem Verkauf aus dem Automaten finanzieren will, der braucht mehrere Hundert der kleinen Dinger, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Für einen großen Getränkeautomaten müssen dagegen einige Tausender hingeblättert werden. Sie kosten je nach Größe und Aufbau zwischen 5000 bis 15.000 Euro. Ein gebrauchter und überholter Automat ist für die Hälfte zu bekommen.
Laut dem Statistik-Dienstleister Statista kauften die deutschen Verbraucher 2020 für rund 2,53 Milliarden Euro über Automaten ein. Der heißeste Umsatzbringer ist der Kaffeeautomat. Den gibt es ab 11.000 Euro für den Außenbereich zu kaufen.
Alles eine Frage des Standortes
Vor dem Kauf sollte geklärt sein, ob der Standort geeignet ist, den erhofften Gewinn reinzuholen. Kommen genügend Kunden vorbei? Gibt es vielleicht schon einen Kiosk in der Nähe? Im öffentlichen Raum braucht der Betreiber des Automaten eine baurechtliche Genehmigung der Gemeinde. Im privaten Bereich reicht es, das Gewerbe anzumelden.
Automatenaufsteller suchen daher bevorzugt Privatpersonen, die gegen eine kleine Standgebühr ein Gerät auf ihrem Grundstück haben möchten. Wie groß die Gewinne durch den Verkauf tatsächlich sind, darüber sprechen die Automatenbesitzer ungern.
Ein-Mann-Firma aus Bremerhaven hat 450 Automaten
Unauffälliger als die Getränkeboxen sind die kleinen Kaugummiautomaten. Sie hängen an Hauswänden oder stehen am Straßenrand. Ein Automatenaufsteller aus Bremerhaven, der auch in der Wesermarsch Geräte besitzt, lebt von den Einnahmen seiner rund 450 Kaugummi- und Spielzeugautomaten.Begonnen hat alles 2000, als er seinen Job wechseln musste. Er hörte, dass ein Kaugummi-Automatenbestücker aufhören wollte und übernahm das Geschäft.In seinem Ein-Mann-Betrieb versorgt der Aufsteller alle Automaten selbst. Vor jeder Tour lädt er zuhause das neu befüllte Innenleben der Automaten in seinen Kombi. Am Gerät angekommen geht alles schnell: Innerhalb von zwei, drei Minuten ist es geöffnet und der Behälter mit den Süßigkeiten ausgetauscht. Zuhause werden die Gehäuse gereinigt und gegebenenfalls repariert. Das Gesundheitsamt kontrolliert den Betrieb alle paar Jahre.
Wie der Aufsteller Kinder wieder froh macht
Kundenkontakt hat der Mann wenig. Aber immer wieder melden sich Kinder oder deren Mütter telefonisch bei ihm: Wenn das Geld im Automaten hängengeblieben ist oder das Gerät die Kaugummis nicht hergibt. „Für die Kinder ist das ein Unglück. Ich frage dann nach der Adresse der Familie und werfe das verlorene Geld auf meiner nächsten Tour im Umschlag in den Briefkasten“, sagt der Mann, der nicht namentlich genannt werden möchte.
Banden leeren die Automaten
Aktuell macht dem Kleinunternehmer der gezielte Diebstahl der Automaten-Innenleben zu schaffen. „Es müssen professionelle Täter sein. Sie machen die Außenhülle des Automaten nicht kaputt, sondern lassen nur den Behälter mit der Ware mitgehen“, sagt er. Die Polizei ist zwar alarmiert, aber bislang gibt es keine heiße Spur. Zum Schutz lässt er viele seiner Kaugummiautomaten leer stehen. Damit fehlen ihm allerdings auch die Einnahmen. Und den Kindern ihr Spielzeug.
Ein Streifzug durch die Automaten-Szene in Nordenham
1 | Eis vom Italiener auch außerhalb der Saison
Eis schmeckt zu jeder Jahreszeit. Das dachte sich auch der Betreiber von Teos Eiscafe in Nordenham. Er stellt zwischen Herbst und Frühjahr, wenn das Cafe geschlossen hat, einen Eisautomaten vor dem Laden auf. Bei den Kunden sind besonders die Sorten Cookies und Snickers beliebt. Der Preis für einen 240 Milliliter Eisbecher liegt bei 4,50 Euro und 8 Euro für die doppelte Portion. Nicht gerade ein Schnäppchen. Dafür wird die Ware regional, in Bremerhaven im Fischereihafen, hergestellt. Sobald ihr das nötige Kleingeld aus dem Portemonnaie gezaubert habt, könnt ihr euch auf ein mit amore hergestelltes Eis freuen.
Wo? Direkt neben dem Eiscafe Teo auf dem Marktplatz. Bleibt cool in Nordenham!
2 | Kichern, Kleingeld und Kondome
Skurril ist in diesem Fall weniger der Inhalt als die Tatsache, dass es Kondome noch aus dem Automaten gibt. Es ist nicht für jeden angenehm, die Dinger im Geschäft zu kaufen. Bevor man Kondome anonym im Internet bestellen konnte, blieb nur der Automat an der Straße. Die Beschreibung der Sorten („Surprise me“) ist oft etwas schräg. Die Bilder auf den einzelnen Schüben sind bisweilen zum Lachen. Aber seid beruhigt: Sicher sind die Kondome. Die Packungen werden regelmässig auf ihr Haltbarkeitsdatum geprüft.
Wo? Am Eingang zum Bahndamm auf Höhe der Hansingstraße 112, Hafenstraße und Deichgräfenstraße/Ecke Erzberger. Seid nett zueinander!
3 | Wer den grünen Daumen hat, sollte hier vorbeigucken
Südsee-Feeling unter Palmen? Zumindest einen Anfang dafür könnt ihr im Palmsamen-Automat kaufen. Es werden dort verschiedene Sorten der Pflanze angebotenZusätzlich informieren Flyer über Pflege und Wachstum. Wer auch immer hinter dem Angebot steckt, er ist unter der angegeben Telefonnummer nicht zu erreichen. Auch die Website ist inzwischen nicht mehr aktiv. Macht nichts. Palmen sehen gut aus. Es lohnt sich ein Zuchtversuch.
Wo? In der Berlinerstraße auf Höhe von Hausnummer 22, direkt am Straßenrand. Lasst es wachsen!
4 | Vom Ei zum Automaten
Vor sieben Jahren hatte Hof Königsfeld am Mittelweg nur einen Milchautomaten. Bald fragten die Kunden auch nach Eiern. Andreas Speckels-Suhren der, wie er sagt „schon immer ein Faible fürs Federvieh hatte“, kaufte die ersten 350 Hühner. Der Eierverkauf „schlug ein wie eine Bombe“. Der Landwirt erkannte das Potenzial des Hofverkaufes. Inzwischen steht neben Eierpackungen und Kartoffeln ein Automaten mit rund 70 Fächern. Das Angebot reicht von Suppen bis zu Chips. Geöffnet ist der Selbstbedienungs-Laden an sieben Tagen die Woche zwischen 8 bis 18 Uhr.
Wo? Am Mittelweg 118 – wenn ihr von Großensiel Richtung Stadt fahrt, ist es der erste Bauernhof auf der linken Seite. Ein großes Plastikhuhn dient als Wegweiser für alle, die stadtauswärts fahren. Kikeriki!
5 | Kindheitserinnerungen werden wach
Das es die noch gibt: Als Kind war es der Kaugummiautomat, den man mit seinem Taschengeld fütterte. Die erbeuteten Schätze wie Plastikringe oder Flummis wurden mit denen der Freunde verglichen. Der Flummi, der am weitesten hüpfen konnte, war sehr begehrt. Jeder wollte wissen, aus welchem Automaten man ihn gezogen hatte. Auch heute findet sich noch eine ganze Reihe der kleinen Kästen in den Straßen. Man muss die Welt nur wieder mit Kinderaugen betrachten.
Wo? In der Hafenstraße 13 – Wahrscheinlich gehen deutlich mehr Personen ins Sonnenstudio nebenan, als dass Kinder hier Kaugummis ziehen. Könnte daran liegen, dass der Automat schon bessere Tage gesehen hat. Es lebe die Nostalgie!