Bei ihm hat es „klack“ gemacht. Das Geräusch der Kugeln gehört zu Meric Reshats großer Liebe, dem Poolbillard. Der Spieler zeigt, dass auch Nordenham große Talente hervorbringt. Warum das allein nicht reicht, erzählt der Spitzensportler.
Meric Reshat ist zweifacher Vizeeuropameister im Poolbillard. Der Nordenhamer nahm sich am vergangenen Mittwoch Zeit, um interessierten Jugendlichen in der Jahnhalle Tipps und Tricks aus der Praxis zu zeigen. Sechs junge Männer traten gegen ihn an. Ein junger Mann mit Namen Jamie spielte zuerst gegen den Sportler.
Klack, klack, klack. Ein kräftiger Anstoß von Meric Reshat. Die Kugeln stieben in alle Ecken, einige verschwinden direkt in den Löchern des Tisches. Fehlerlos versenkt der Vizeeuropameister die Bälle. Dann macht er, gewollt oder ungewollt, einen Fehler. Jamie ist an der Reihe.
Seine Karriere begann mit dem Ferienpaß
„Um erfolgreich zu sein, braucht es vor allem viel Geduld und Training. Das kriegt keiner geschenkt“, sagt der 52-Jährige. Meric Reshat kam mit zwölf Jahren durch eine Ferienpass-Aktion zum Billard. Damals, sagt er, wusste er beim ersten Stoß, dass dies sein Spiel ist. „Das Klacken der Kugeln, die ausgefeilte Technik“ und zuletzt „die Kontrolle, der Weißen zu zeigen, wo sie hinsoll“, fasziniert ihn bis heute.
Täglich verbringt er als Jugendlicher vier bis fünf Stunden jeden Tag mit dem Spiel. An den Wochenenden sind es sogar bis zu 17 Stunden. Das zahlt sich schnell aus: Mit 14 Jahren ist Meric Reshat zum ersten Mal Deutscher Meister. Es geht steil bergauf. Er spielt in der Bundesliga, wird Nationalspieler.
Ein Queue für 2.500 Euro
Aktuell ist der Sportler amtierender niedersächsischer Meister, amtierender Deutscher Meister, amtierender Vizeeuropameister. An hohen Zielen fehlt es ihm nicht. Im kommenden Jahr möchte sich Meric Reshat für die Weltmeisterschaft qualifizieren.
Die Jugendlichen sind sichtlich beeindruckt. Auf die Frage, woran er einen talentierten Spieler erkennt, antwortet er: „Wie er am Tisch steht, wie er mitschwingt, das Queue hält“. Für Meric Reshat sind es selbstverständliche Beschreibungen. Was genau er damit meint, zeigt sich bei seinem Spiel. Der Mann spricht wenig, er beobachtet die Kugeln, bildet eine Einheit mit seinem Queue.
Allein der Stock, mit dem er an diesem Abend spielt, kostet 2.500 Euro. Das abschraubbare Oberteil ist aus Karbon. Selbst die Kreide, mit der er die Spitze des Gerätes behandelt, um beim Stoß nicht ungewollt an der Kugel abzurutschen, staubt weniger als die gewöhnliche Tischkreide.
Lernen durch Zugucken
Die Karriere von Meric Reshat begann als Spieler im ESV-Heim. Er ist bis heute Mitglied und nutzt den Vereins-Billardtisch zum Üben. Allerdings spielt er immer allein. „Dort will keiner mehr gegen mich antreten. Ich weiß gar nicht, warum“, scherzt er.
Meric Reshat trägt an diesem Nachmittag ein Sport-Shirt, das ihn als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft auszeichnet. Auf dem Rücken prangt der Schriftzug Germany. Wie können die Jungs von so einem Spitzensportler lernen? „Am besten durch Zugucken, wie ich die weiße Kugel anspiele und laufen lasse. Um besser zu werden, muss man mit erfahreneren Spielern üben. Nur so lernt man dazu“, sagt er.
Der Kontakt zu Meric Reshat kam durch Stefanie Herkommer, einer Mitarbeiterin der Jahnhalle, zustande. Sie freut sich, dass er sich die Zeit genommen hat und betont, dass der Wert der Veranstaltung für alle auf dem Spaß liegen soll. „Wir sind keine professionellen Spieler. Aber, wenn die Jugendlichen animiert werden, hier zu üben und zu spielen, dann ist das Werbung für unser Haus.“
Das Jugendzentrum ist täglich zwischen 14.30 bis 20 Uhr geöffnet. Der Billardtisch wartet.