(nein, kein Schreibfehler)
Landvergnügen, die Dritte. Diesmal geht es gen Osten, an die Oste, nach Osten (sprich: Oosten). Achtung, erstmal Werbung! Das Seefahrer Hotel/Cafe ist ein Geheimtip (unser Schlafplatz ist aber wieder im Auto).
Osten liegt nahe Hamburg und ist bekannt durch seine Schwebefähre. Damals ein kleines technisches Wunder, mit dem die Fährverbindung jahreszeitenunabhängig gesichert werden konnte, inzwischen nur noch von Touristen genutzt. Vom Örtchen Osten fahren wir, immer am Deich lang, bis zum Seefahrer Hotel (wer mit dem Rad unterwegs ist kann den gesamten, 145 km langen, Oste-Radweg fahren). Wir durchqueren den Deichschart und parken sodann direkt am Fluß. Das Hotel war ursprünglich eine Werft, dann Pension und wurde im Corona-Jahr von Klaus und seiner Frau übernommen. Die Piratenbar macht ihrem Namen Ehre. Eine Original-Fischerkutte ziert die Wände neben Fendern in allen Farben. Das Bier ist lauwarm, die Zapfanlage gerade in Reparatur und somit abwesend.
Ein Paar Meter zum Fluß runter sehen wir schon den hauseigenen Bootsanleger. Baden ist möglich, die Strömung allerdings tückisch. Gegen den Strom schwimme ich eine Weile auf der Stelle. Um wieder raus zu kommen, muss ich mich 500m bis zum nächsten Steg mit Treppe treiben lassen, oder halb im Schlick versinkend, wie eine Robbe auf den heissen Steg werfen.
Die Treppe zum Restaurant mit Dachterasse zieren Kapitänsgesichter und Boote. Duschen und WC haben Bullaugen. Es ist zu heiss um drinnen zu sitzen. Die sechs Zimmer des Hotels sind dennoch belegt. Eine Foto-Crew übernachtet hier um die nahe gelegenen Kulissen einer amerikanischen Strandbar, oder wahlweise eines Saloons, zu nutzen. Klaus sagt, dass die Werbefirmen früher für solche Motive den Weg in die USA auf sich nahmen. Heute gibt es den Nachbau im Nachbardorf.
In der frühen Mittagshitze wandern wir den Deich entlang. Wer hier wohnt hat echte Idylle. Uns passieren nur ein paar Radfahrer. Reetgedeckte Häuser und bunt gemischte Hecken prägen das Bild. Mir gefällt, dass es nicht nach „Kultur“ aussieht, sondern sich natürlich zusammen gefunden hat. Die Mischung aus Buschsbaum, Hagebutte und Linde wird nur zur Straße hin gestutzt.
Ein Grundstück besteht aus Strandgut. Dem Sammler sind seine Schätze über den Kopf gewachsen. Er/sie ist irgendwo da drinnen zuhause.
Zum Abendessen im Hotel wird die Bestellung für alle um 18.00 aufgenommen und kurz danach serviert. Klaus´Frau, und eine rechte Hand, schmeissen den Tresen, die Küche und den Cafebetrieb. Da muss man Kompromisse eingehen: Standardmäßig werden Flammkuchen, Ofenkartoffeln und Fischbrötchen angeboten. Wir kommen mit den anderen „Auto-Gästen“ ins Gespräch. Auf dem Hof hinterm Deich gibt es fünf Plätze. Mein Peugeot verschwindet zwischen einem VW T7 Camper mit Hochdach und dem 6,5m Pössl. Der Pössl macht seine Jungfernfahrt. Die beiden Besitzer haben noch mit dem Handbuch für seine Funktionen zu kämpfen. Der VW beherbergt eine vierköpfige Familie mit zwei kleinen Jungs. Die finden es super mit dem Auto unterwegs zu sein. Ihr Vater sagt, dass er, bevor die Kinder dazu kamen, mit einem Jeep Defender inklusive Dachzelt unterwegs gewesen ist. Jetzt musste ein größeres Auto her. Der Wagen ist aus zweiter Hand- schlappe 58.000€ hat er bezahlt.
Abends gehen wir nochmal in die entgegengesetzte Richtung am Deich spazieren, laufen auf den Deich hoch und gucken auf die Oste. Es ist wirklich schön hier.
Bei unserer Rückkehr ist auf dem Hof Ruhe eingekehrt. Gerade kommen noch zwei Radler zur Bar runtergefahren. Vater und Sohn? Das ist nicht deutlich zu erkennen. Sie sind, so sagen sie, auf einer „Bar-Hopping“-Tour, kommen aber aus dem nahegelegenen Dorf. Deren Kneipe hat gerade zugemacht, sie sind auf der Suche nach Unterhaltung. Da bei uns kein Bier mehr ausgeschenkt wird, geben sie uns ein paar Tipps für die Gegend und schlenkern von dannen…
Am nächsten Tag wollen wir noch einen der nahegelegenen Seen zum Baden nutzen. Dazu muss man wissen, dass der Kreidesee in Hemmoor nur für Taucher zugänglich ist. Mit der richtigen Ausrüstung lohnt sich das allerdings, im See wurden Flugzeuge und Wohnmobile versenkt die man erkunden kann. Der See in Bederkesa ist ebenfalls kein Badeparadies. Die Abkühlung fällt heute aus.